Labskausgedicht

Was wäre am Ende lieber Gott, die ganze Seefahrt wert,
Stände nicht zuweilen so ein Pott mit Labskaus auf dem Herd.
Und fragt man einen Seemann mal, ob Labskaus oder Kuss,
so ruft er: „Hier gibt es keine Wahl, ich bin für beides ,Schluss“.
Erst kippt er einen scharfen Schnaps, noch besser kippt er zwei;
dann folgt mit einem einz' gen Haps das ganze Spiegelei.
Und wenn es von den Lippen leckt, das ist ihm völlig wurscht,
Hauptsache, dass es richtig schmeckt, und dann zum Schluss der Durst!
Und während er das Kinn abwischt, sind alle Sorgen fern,
Zufrieden denkt er, wenn es zischt, jetzt leb ich wieder gern!
Was sagt der Arzt? Der Bauch muss weg, das Herz ist überlastet!
Das schert mich heute einen Dreck, ab morgen wird gefastet!
Dem Laien ist der Labskaus fremd, weshalb er ihm misstraut,
sein Aussehen ist es, was ihn hemmt- es scheint ihm vorgekaut.
Er ahnt nicht was sich drin verbirgt, und wittert allerlei,
heimtückisch schielt, -- indes er würgt, das fette Spiegelei.
Das ganze schmückt ein dicker Kranz von Rotebeete Salat,
Was ist denn das?  Ein Heringsschwanz! Verdächtig in der Tat!
Doch lässt er aquavitgestärkt Dem Schicksal seinen Lauf,
und zwischendurch, wenn`s keiner sieht, stößt er mal kräftig auf.
Die Schüssel wandert hin und her Und munter wird gezecht,
und hat man keine Zähne mehr, dann schätzt man es erst recht.
Es schmeckt sogar bei Stärke 10  auf wild bewegter See,
und fängt es an sich umzudrehen, geht man schnell nach Lee,
und wenn man es dann wiedersieht, genauso wie es war,
denkt man bloß, ach lass man, Schiet,
es schmeckt doch wunderbar!