Labskaus und Meeresrauschen

Des Traditionsgedanken wegen setzt man an Land die Sitte fort, bei Labskaus Seemannsbrauch zu pflegen. Gedanken für den Fraß an Bord!

Ob in der Pfalz, oder in Oker, in Kempten oder Wintermoor – allmählich dringt die Labskauswelle in Küstenferne Orte vor.

Flüche, die einst dem Smutje galten, wenn´s Labskaus gab, sind längst verhallt;

Und heut verputzen es die alten Salzpuckels notfalls sogar kalt.

Leben sie im Binnenlande und ist die Seefahrt längst vorbei, nichts kleistert Kameradschaftsbande so dauerhaft wie Labskausbrei.

Dabei wird Seemannsgarn gesponnen und wacker Glas um Glas geleert.

Das Labskaus wiegt diverse Tonnen, das man landauf, landab verzehrt. Gesichter glänzen, Schüsseln dampfen, Labskaus soweit das Auge reicht, die Luft vibriert vom dumpfen Mampfen, das fernem Meeresrauschen gleicht.

Knöpfe zerspringen, Nähte krachen, vom Labskaus wird noch nachgereicht, denn keiner wagt es schlapp zu machen. Ein Hundsfott, wer die Segel streicht!

Three Cheers dem, der sich ungezwungen den fünften Nachschlag einverleibt, der Abend gilt erst dann gelungen, wenn von dem Pamps nichts übrig bleibt.

Was Außenstehende kaum ahnen: es ist ein fast sakrales Bild, wenn einem Seefahrtsveteranen Labskaus aus beiden Ohren quillt.

Nur wer zur See fuhr kann ermessen, wie einen dieser Anblick packt, denn er erst macht das Labskausessen zu einem feierlichen Akt!

Von  Bern Hardy – mit einer kleinen Veränderungen von Hein Warnecke